Im Einsatz muss nicht auf Post verzichtet werden – besonders wichtig ist die Verbindung zur Heimatwelt mittels Briefpost, wenn es gar kein Internet gibt – also in der Vergangenheit.

Der einzige Einsatz meiner Dienstzeit im Rahmen einer multinationalen Friedenstruppe SFOR (Stabilisation Forces) führte mich für sechs Monate nach Mostar in Bosnien.

Zu Zeiten dieses SFOR-Einsatzes wussten wenige Eingeweihte auf der Welt schon vom Internet, die ersten Mobiltelefone waren erhältlich (so ab 1000DM) und eine Telefonminute aus dem Einsatzland nach Deutschland kostete auch nur etwas mehr als 4DM – in heutigen Geldwert also ca. 6 Euronen.

So kam es dann, dass das klassische schreiben von Briefen wieder zur Mode wurde – heiss begehrt im Heimatland waren die Feldpostkarten mit dem Poststempel „GECONSFOR – Feldlager Mostar“ (German Contingent Stabilisation Forces). Jeder Soldat hatte vor seinem Einsatz seine Feldpostadresse (Dienstgrad, Dienstposten, Name, Einheit, Lager, Sammeladresse in D) mitgeteilt bekommen und der Postflieger kam zweimal pro Woche.

Meine Adresse lautete also Olt G., Lageoffizier Heereflieger, Feldlager Mostrar, GECONSFOR, und dann die Adresse der Kaserne, wo die Feldpost von Deutschland aus gesammelt wurde.

Das war mir zu langweilig – also habe ich diese Feldpostadresse im Freundinnenkreis wie folgt mitgeteilt (natürlich per Postkarte):

Olt G., PILOT UND HELD, …

Der Zusatz „sendet Nacktbilder!“ wurde übrigens sehr ernst genommen.

Fortan musste ich unseren Feldpostgefreiten nie wieder Fragen, ob er post für mich habe. Immer wenn er unseren Gefechtsstand betrat und ein ernstes Gesicht trug, war nichts für ich dabei. Kam er mit breitem Grinsen, so war wieder ein Brief an Pilot und Held dabei. Der allererste Brief, der mich erreichte sorgte beinahe für einen medizinischen Notfall. Er kam rein, verteilte die Post, Las auf meinen Brief sie Anschrift und rutschte lachend am Türrahmen zu Boden. Als er aufhörte zu Lachen hatten wir uns schon Sorgen gemacht und überlegt, ob wir unseren Feldarzt zu rate ziehen sollten.

Den Zusatz „Pilot und Held“ lies ich dann bis zum Ende meiner Dienstzeit auf meine Visitenkarten drucken. Als ich mich nach meiner Dienstzeit bei einen Vorstellungsgespräch mit dieser Karte vorstellte, hat es das Gespräch erheblich verkürzt. „Ich sehe gleich, dass Sie ins Team passen…“. Was ich nicht wußte: Bis zu meinem Dienstantritt hatte mein zukünftiger Schulleiter die Visitenkarte ans schwarze Brett im Lehrerzimmer gepinnt – aber das ist eine andere Geschichte.

Es ist gut zu wissen, dass man jemanden so leicht eine Freude machen kann. Wie könnte Deine Adresse aussehen?

Tipp: „Damenschuhverkäufer“ macht sich auch gut.

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