Stelle Dir vor, es ist Krieg und Du bist mitten drin.
Und Plötzlich saß ich an meinem neuen Arbeitsplatz – der fliegerische Gefechtsstand der Division multinational SE „Salamandre“ in Mostar. Da die Franzosen das größte Kontingent stellten, war die Arbeitssprache französich. In der Vorbereitung hatte ich mich darauf eingestellt, mich notfalls mit Händen und Füßen zu verständigen. Die Ernüchterung dauerte nicht einmal drei Sekunden: Meine Bewaffnung bestand aus sieben (7!) Telefonen, drei Computern und einem Faxgerät (1997 war das noch halbwegs OK). Mein Auftrag: Organisation der Luftraumnutzung für die multinationale Friedenstruppe und den Kriegsparteien.
Schon die ersten zwei Tage bekam ich ständig Post von OTAN. Das muss jemand sehr wichtiges sein, es waren auch viele Grundsatzbefehle dabei. Ohne Not zu fragen brachte ich nicht übers Herz, also begann ich meine Arbeit und kommunizierte brav mit diesen OTAN. Nach zwei Tagen fiel es mir dann wie Schuppen aus den Haaren: Auf dem Rollfeld stand ein Transportflugzeug mit folgender Aufschrift: „NATO – OTAN“.
OK- bei Rettungswagen steht „Rettungswagen“ auch oft in Spiegelschrift auf der Kühlerhaube. Aber: Warum ist OTANs „N“ nicht gespiegelt? Gab es dafür einfach keine Schablone? Hätte der Lackierer nicht einfach eine „N“-Schablone umdrehen können? Komisch auch, dass Luftfarzeuge keine Rückspiegel haben. Warum also die Spiegelschrift?
Die Lösung war schliesslich ganz einfach: Organisation du Traité de l’Atlantique Nord.
Monatelang war ich auf Vorbereitungslehrgängen. Das hatte uns niemand verraten.