Jede Generation hat ein „Thema“ – meines ist die „Generation Golf“, was ich schrecklich finde. Denn erstens fahre ich keinen Golf, bin niemals einen gefahren und werde niemals einen fahren. Das Golf-Kabrio hat den Charme eines Erdbeerkörbchens und wird auch so genannt und überhaupt wird der Golf nur von Menschen gefahren, denen zum Thema Auto überhaupt nichts einfällt. (Das Golf-Kabrio wurde bei Karmann in Osnabrück gefertigt. Vorher wurden dort schöne Autos gebaut). Zweitens spiele ich auch kein Golf – ich habe noch Sex.

Somit bin ich nicht bereit, mich mit meiner Generationsbezeichnung zu identifizieren. Hätte man uns „Generation Zauberwürfel“, „Generation Knibbelbild“ oder von mir aus auch „Generation Tequila“ genannt – ich wäre dabei. Für „Generation Internet“ bin ich zu alt und für „Generation Spiesser“ zu jung.

Wie wird die heute heranwachsende Generation einmal heißen?


Mein Tipp: Generation Gehirnschrittmacher. Kurzer Exkurs: Das Gehirn befindet sich im Inneren unseres Schädels und wird zum Denken benutzt. Mit einer Taschenlampe kann sein Vorhandensein überprüft werden: Einfach die Lampe an das Ohr halten, wenn die Augen leuchten, ist kein Gehirn eingebaut.

Zurück zur heranwachsenden Generation: Während der Herzschrittmacher noch subkutan getragen wird, hat sich die moderne Medizin beim Hirnschrittmacher einen einfacheren Weg einfallen lassen, er wird einfach gegen den Kopf gedrückt. Die gesendeten Wellen im GHz-Bereich sorgen für die Stimulanz und simulieren ein Wohlbefinden.

Die Wirkung der Stimulanz läßt sich leicht beobachten, die Benutzer führen Selbstgespäche, teilweise sogar in Gruppen. Die „Massenstimulanz“ ist häufig zu beobachten. In Gruppen von Heranwachsenden wird nicht selten simultan stimuliert. Die Gespräche finden jedoch trotzdem mit unsichtbaren Gesprächspartnern statt, obwohl genug Alterskollegen in der Nähe sind.

Oft werden die Schrittmacher auch in der Gruppe herumgezeigt und verglichen, oft minutenlang betrachtet und sogar gestreichelt! Hier sehen wir, welches Potential die Medizin nicht nutzte, als die Implantation des Herzschrittmachers zur Standardtrageweise erkoren wurde. Heute gibt es nur wenige Standardmodelle und der Modezwang führt nicht im entferntesten zu einem beschleunigten Produktwechselzyklus des Herzschrittmachers. Merke: Nur ein Schrittmacher, der sichbar getragen wird, kann sinnvoll beworben werden.

Obwohl der Hirnschrittmacher nur sporadisch verwendet werden müßte, tragen viele Jugendliche ihn quasi permanent am Kopf. Auch hierfür findet sich eine Erklärung. Der Hirnschrittmacher sendet mit einer Leistung von bis zu zwei Watt. Da er bei Nichtbenutzung meist in der Hosentasche verstaut wird, besteht die Möglichkeit, dass die „Kronjuwelen“ verstrahlt werden. Das Hirn hat – auch in minimalster Darreichungsform – eine Masse von mindestens 1000g. Würde mann 1000g Hirnmasse in der Mikrowelle (ähnliche Frequenzen wie der Hirnschrittmacher) zum Kochen bringen wollen, so müßte die handelsübliche 600W-Mikrowelle dafür etwa 7 Minuten arbeiten. (8 Minuten für durchschnittliche 1375g Männerhirne) . Nun hat die Mikrowelle 300 mal mehr „Sendeleistung“ als der Hirnschrittmacher – somit bräuchte selbiger also 300 mal länger, das Hirn zum Kochen zu bringen: 300* 7 = 2100 Minuten – also recht ungefährlich, eine ununterbrochene Nutzung über diese Zeit wurde noch nicht beobachtet.

Das mathematische Verfahren, das hier Anwendung gefunden hat, heißt übrigens „Dreisatz“ und sollte nicht mit der „Viererkette“ verwechselt werden. Bei manchen Verwendern der Letzteren wäre die Verwendung eines Hirnschrittmachers vergleichbar mit der Nutzung eines Rasenmähers auf Asphalt.

Dass Männer durchschnittlich 1375g Hirn und Frauen 1245g Hirn haben läßt sich übrigens nicht durch das Fehlen den Einparkzentrums erklären.

Haben wir also eben mit mathematischer Präzision bewiesen, dass das Tragen am Kopf – relativ – ungefährlich ist, so kommen wir jetzt zur Trageweise in der Hosentasche. (Die Damen der Schöpfung haben jetzt einen Moment lang Pause):

Herren: (übrigens kommt „Herr“ von „herrlich“, der Wortstamm von „Dame“ ist unbekannt: Und wieder fünf Euro in die Machokasse.) Euer Hirn wiegt im Durchschnitt 1375g – also ca. 8 Minuten in der Mikrowelle. Eure Kronjuwelen wiegen im Durchschnitt 40g, das bedeutet (Dreisatz!) bei einer 600W Mikrowelle etwa 15 Sekunden in der Mikrowelle bis zum Kochen. (Bitte nicht ausprobieren – tut weh). Der Hirnschrittmacher hat – immer noch – 2W Leistung, also braucht er 300 * 15 Sekunden = 75 Minuten. Dies ist etwas kürzer als eine Unterrichtsdoppelstunde lang ist, somit wäre auch das unruhige Gezappel zum Ende der Stunde erklärt.

Übrigens merkt mann hier sofort, wie gefährlich Statistik sein kann. Es sind durchschnittlich 40g. In der wirklichen Welt müßt ihr beachten, dass ihr vor dem Wochenende den Schrittmacher länger in der Tasche transportieren könntet als nach dem Wochenende!

Interessant ist auch, dass der Schrittmacher durch den Verzicht der Implantation gefährdet ist. Hätten die Erfinder nicht auch eine halbwegs wetterfeste Verpackung einplanen müssen? So sitzen Schüler bei Regenwetter oft auch nach Unterrichtsschluss in der Pausenhalle und warten auf besseres Wetter – aus Angst, ihr Schrittmacher könnte nass werden und seinen Dienst verweigern.

Schade ist nur, dass außer Stimulanz und Prestige (ja! die Hirnschrittmacher sind zu Statussymbolen geworden), die beide nachweisbar sind, die eigentliche Funktion auf der Strecke geblieben sind. Die Benutzung des Hirnschrittmachers im Unterricht führt eher zur Ablenkung und zu deutlich schlechteren Ergebnissen.

Also bin ich doch lieber „Generation Golf“ ohne einen zu fahren als „Generation Hirnschrittmacher“ ohne Wirkung. Und: einen fahren lassen kann ich ja schliesslich immer noch!

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