Genau: OS steht für „Operating System“ oder zu deutsch „Betriebssystem“ – also das, was bei Computern z.B. Windoof ist. Für Menschen gibt es so etwas auch – manche denken, es sei die Kirche. Über die will ich heute berichten.

Derzeit befinde ich mich in einem evangelischen Krankenhaus – bin also in der „Gewalt“ von Christen. Dadurch habe ich viele Möglichkeiten, zu testen, wie diese Glaubensgemeinschaft mit Andersdenkenden umgeht. Zunächst einmal werde ich hier sehr gut betreut, medizinisch und menschlich. Ich darf meine Bedenken gegenüber dem Christentum jederzeit frei äußern, ohne Nachteile dadurch zu erleiden. (In manch anderen Gegenden der Welt wäre ich schon gesteinigt worden). Die medizinische Behandlung erfolgt nach dem medizinisch Notwendigen und nicht nach tausende von Jahren alten Schriften. Würde mann sich hier an das vierte Gebot halten bzw. zu diesem Gebot stehen, so wären die meisten Depressiven nicht behandelbar.

Zur Vereinfachung werden im nachfolgenden Vergleich nur die Religionen betrachtet, deren Ursprung in dem Werk steckt, das die Christen als das „alte Testament“ bezeichnen – mit den Christen geht es auch gleich los.

Das „alte Testament“ ist sozusagen die Version 1.0 des Christen- tums. In der Version 1.0 gibt es einen strengen, rächenden Gott, der beobachtet und straft. Sein Wille geschehe und wehe dem, der Widerworte gibt. Meine Sympathie hält sich in Grenzen.

Später kam dann das Update auf Version 2.0 – das „neue Testa- ment“. Gott hat inzwischen eine Selbsthilfegruppe besucht und ist zu der Einsicht gekommen, dass Nachsicht und Verzeihen besser geeignet ist, um das Leben auf der Welt zu bestimmen. Da er selber gerade in der Reha war, hat er für das Systemupdate den PJ(*) beauftragt – seinen unehelichen Sohn.

Dieses „Major Release“ wurde notwendig, da die Menschen sich seit der Installation der Version 1.0 verändert hatten und lediglich mit Bugfixes und Patches der sichere Betrieb der Version 1 nicht mehr sichergestellt war.

Die Version 2.0 lief dann fast 1,5k Jahre relativ stabil. Einen erheblichen Performanceeinbruch erlitt das OS allerdings, als das mehrfach gepatchte und zeitgemäße System, das bereits Univer- sitäten, Rechtsprechung, Wasserversorgung, Zahlungsmittel, etc. kannte, durch den Herrmannstrojaner wieder um mehrere hundert Entwicklungsjahre zurückgeworfen wurde. (Danke für das Mittelalter, Du AR***!)

Besonders kreativ war in dieser Phase übrigens das Vorgehen der Marketingabteilung. Um Benutzer konkurrierender OS, sogenannte heidnische Systeme, in das Christentum zu integrieren, wurden seltsame Prozesse („Prozesse ist ein Begriff aus der Windoof-Welt, unter Linux heißen diese Programme auch „Dämonen“) initiiert; z.B. wurde im Taskmanager der Prozess Weihnachten0.9 etabliert. Dieser wurde auf einen wichtigen Systemzeitpunkt der heidnischen Prozesse synchronisiert und zur Tarnung als „Geburtstag PJ“ deklariert – obwohl der genaue Initialisierungszeitpunkt des PJ unbekannt war – Marketing eben. Das Upgrade auf Weihnachten 1.0 erhielt der Prozess übrigens erst 1931 n. PJ durch CocaCola, die für ihre Werbung den Weihnachtmann Alpha (0.1) erfanden. So können Erfrischungsgetränke auch Betriebssystemebeeinflussen.

Doch zurück zum Major Release 2.0, dass nach 1,5k Jahren drin- gend der aktuellen Hardware angepasst werden musste.

Zu einem weiteren Major-Release hat die 1,5k Jahre dauernde Entwicklungszeit leider nicht gereicht, die Version 2.1 brachte kei- ne wesentlichen Veränderungen im Kernel, wohl aber im Hand- ling, welches viel anwenderfreundlicher wurde.

Bei diesem Update, das auch als „Luther-Patch“ bekannt wurde, weigerte sich ein Teil der Community, dieses einzuspielen. So entstand eine Teilung des Christen-OS, ähnlich wie es beim Openoffice-Project der Fall war. Das Officepaket wird inzwischen als „OpenOffice“ und „LibriOffice“ weitergeführt, wobei die Entwicklungen am OpenOffice stagnieren und LibriOffice sich rasend weiterentwickelt.

Bei den Religions-OS lässt sich ähnliches beobachten: Die Katholi- ken 1.0 leben immer noch im Mittelalter, schaffen es nicht, Mann und Frau gleichzustellen, mobben gleichgeschlechtliche Paare, dürfen keine Präservative benutzen, haben – trotz Energiekrise – immer noch eine Hölle unter Feuer und fördern die Korruption (dort Ablasszahlungen genannt).

Das Christentum 2.1, Versionsbezeichnung „Evangelische Christen“ ist hier viel weiter – nach fast 0,5k Jahren wird allerdings der Bedarf eines neuerlichen Updates immer deutlicher spürbar.

Um einmal kurz die Gemeinsamkeiten von Christentum 2.1 und Katho 1.0 hervorzuheben: Zusammen wurde eine moderne Gesell- schaft geschaffen, in der es Menschenrechte, Gleichberechtigung (mit leichten Einschränkungen bei Katho 1.0) und Entwicklung gibt. Die Errungenschaften der Neuzeit, wie Forschung und ein modernes Rechtssystem, gefallen den meisten Anwendersyste- men.

Die Fehler der Basisversion 1.0 – obwohl im Kernel immer noch vorhanden – wirken sich auf modernen Systemen kaum noch aus.

Auf Grundlage der Basisversion 1.0 – „Altes Testament“ hat sich übrigens ein weiteres Projekt abgespalten, das allerdings erst etwa 0,6k Jahre später als das Christentum auf die Version 2.0 modernisierte.

Obwohl diese 0,6k Jahre gereicht hätten, das Konkurrenzprodukt zu beobachten und zu verbessern, hat man sich für einen Kernel entschieden, der die Systemleistung erheblich vermindert hat. So bewegen sich Systeme, die dieses OS betreiben, noch immer im gefühlten Mittelalter. Zwar sind die „Segnungen“, aus dem Performancegewinn von Katho 1.0 und Christentum 2.1 herzlich willkommen – solange es sich dabei um materielle Weiterentwicklungen handelt: Autos, Fernseher, Mobiltelefone, Atomkraftwerke, Marschflugkörper und Fußball. Was aber die geistige Weiterentwicklung angeht (Gleichberechtigung, moderne Rechtssysteme, Menschenrechte) gibt es auf diesen Systemen teilweise noch dringenden Nachholbedarf. Mancherorts laufen diese Systeme allerdings ausgesprochen stabil und performant, das sind aber meist die Erfolge der lokalen Administratoren, die ihr System geschickt patchen und optimieren.

Leider sind diese Systeme auch anfällig für Viren und Trojaner. Diese sind in der Lage, funktionierende Systeme zu kapern und mit Schadsoftware wie Gihad 1.0 oder Al Quaida 0,7 zu infizieren.

So gesehen vielleicht doch ganz gut, dass es den Hermannstroja- ner gab, sonst hätten die beiden Main-OS sich noch weiter ausei- nander entwickelt.

Zugegeben gibt es auch im Bereich des Christenkernels einige Prozesse, die sich gegenseitig terminieren wollen. Diese Fehlfunkti- onen treten aber nur bei der Hardware Irland auf und sind somit zu vernachlässigen.

Inzwischen ist die Zeit reif für ein neues Major Release, das die Versionsnummer 3.0 tragen sollte. Wünschenswert wäre es, wenn dabei wieder alle Systeme, die sich zwischenzeitlich getrennt ent- wickelt haben, auf den gleichen Stand gebracht werden.

Unter den derzeitig konkurrierenden Entwürfen gefällt mir die Version 3.0 „FSM/Pastafari“ am besten. Auf die Administration durch einen PJ wird hierbei verzichtet.

Eine ausführliche Erklärung des Programmcodes gibt es hier. Hier die Kernelsegmente des OS:

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest dich nicht wie ein oberheiliger Heuchler aufspielen, wenn du meine nudlige Güte beschreibst. Wenn irgendwelche Leute nicht an mich glauben, ist das echt okay. Ich bin nicht so eitel. Außerdem: Es geht nicht um diese, also weich nicht vom Thema ab.

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest nicht meine Existenz als Mittel benutzen, zu unterdrücken, jemanden zu deckeln, zu bestrafen, fertigzumachen und/oder du weißt schon. Ich verlange keine und benötige keine Opfer. Und Reinheit ist was für Trinkwasser, nicht für Menschen.

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest nicht Leute wegen ihres Aussehens beurteilen oder was für Klamotten sie anziehen, oder wie sie reden, oder wie auch immer – sei einfach nett, okay? Oh, und kriegt das mal in eure Dickschädel: Frau = Person. Mann = Person. Klar? Klar. Eine ist nicht besser als der andere, solange wir nicht über Mode reden. Tut mir leid, aber ich hab das den Frauen überlassen und einigen Kerlen, die den Unterschied zwischen dunkeltürkis und scharlachrot kennen.

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest nichts tun, das Dir selbst oder Deinem bereitwilligen, volljährigen und geistig gesunden Partner peinlich sein müsste. Wem das nicht passt, der kann mich mal – Ich glaube, die Formulierung lautet: am A **** le- cken. Wem das auch nicht passt, der sollte am besten die Glotze ausmachen und zur Abwechslung ein Stück spazieren gehen

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest Dir die verklemmten, frauenfeindlichen Vorstellungen anderer nicht auf nüchternen Magen anhören. Esst etwas, dann macht euch über die Idioten her.

Mir wär’s wirklich lieber Du würdest nicht Multimillionendollar-Kirchen, Moscheen, Tempel, Schreine für Meine Nudlige Güte erbauen. Das Geld kann man nun wirklich sinnvoller anlegen. Sucht euch etwas aus: Armut zu beenden, Krankheiten zu heilen, in Frieden leben, mit Leidenschaft lieben und die Kosten von Kabelfernsehen senken. Mag ja sein, dass ich ein komplexes, allwissendes Kohlenwasserstoffwesen bin, aber ich mag die einfachen Dinge im Leben. Ich muss es wissen, ich bin der Schöpfer.

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest nicht rumgehen und Leuten erzählen, ich würde zu dir sprechen. Du bist nicht SO interessant. Nimm dich mal zurück. Und ich sagte dir bereits, dass du deine Mitmenschen lieben sollst, kannst du keinen Hinweis erkennen?

Mir wär’s wirklich lieber, Du würdest andere nicht so behandeln, wie du nicht selbst gern behandelt werden möchtest, es sei denn, du bist mit Sachen zugange, in denen, ähm, eine Menge Leder, Gleitcreme und Las Vegas eine Rolle spielen. Sollte die andere Person auch darauf abfahren, dann macht es, siehe auch Punkt 4, macht Fotos und bei der Liebe Mikes, benutzt KONDOME! Hätte ich nicht gewollt, dass es sich gut anfühlt, dann hätte ich Stacheln oder so drangebastelt.

Verbraucherinformation: Exkommunikation zwecklos – ich laufe unter FSM3.0, für Morddrohungen nutzen Sie bitte das Kontakt- formular.

(*) PJ ist in IT-Kreisen die Bezeichnung für den Lehrling oder den Praktikanten und steht für „pickeliger Jüngling“

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