Klappsdoktoren, Gutachter und personaldienstführende Dienststelle sind sich einig: der BTFH bekommt schulfrei! So viel Sekt, wie ich möchte, kann ich in diesem Leben gar nicht mehr trinken – Zeit für eine kleine Schlussbetrachtung:
Die Schüler sind am wenigsten Schuld. Mit denen hat es oft sehr viel Spaß gemacht und viele schöne Erinnerungen produziert. Natürlich gab es auch nette(-) und kompetente Kollegen. Manchmal auch nette und kompetente. Das System aber hat massive Fehler und über das Durchschnittspersonal habe ich schon genug gelästert, da dürfte meine Meinung kein Geheimnis mehr sein.
Warum eigentlich leistet sich mein Arbeitgeber A-13 besoldetet Fotokopiersklaven? Muss ich mit über 3k Euronen pro Monat wirklich Stunden am Tag mit Anwesenheitskontrollen verschwenden, die eine elektronische Zeiterfassung in Millisekunden erledigen könnte? Automatische Vermissten-SMS an die Eltern fünf Minuten nach Schulbeginn statt Lehrerschlange vor dem Telefon?
Warum werden bocklose Schüler mit geringer Leistungsfähigkeit nicht entsprechend ihrer Fähigkeit von angemessenen Personal weitergebildet – zum Beispiel in Ausbildungswerkstätten?
Warum bekommen Schulen wahnwitzige Budgets für die IT-Ausstattung, aber nicht einmal 5% der Mittel für eine anständige Fortbildung der Lehrkräfte?
Warum entscheidet die Gesamtkonferenz über wichtige Fragestellungen, obwohl schon vorher klar ist, dass jede Innovation im Keim erstickt wird?
Warum gibt es keine „Waffengleichheit“ zwischen Schülern und Lehrern? Eine sinnlose Disziplinarkonferenz nach der anderen und selbst wenn endlich einmal eine Sanktion beschlossen wird, so beschwert sich der Schüler bei der Behörde und die endgültige Entscheidung wird ausgesetzt bis das Schuljahr vorbei ist – bis dahin bleibt alles beim alten.
Warum hat die schulische Leistung, die Unterstützung der Eltern und die Zahl der unentschuldigten Fehltage keine Auswirkung auf finanzielle Leistungen wie z.B. das Kindergeld?
Warum muss ein Schüler, der eine sauteure Schulausbildung durchlaufen will, keinen Eignungstest ablegen – ist es egal, wenn hier Geld „verbrannt“ wird?
Warum wird niemand eingestellt, der einmal die Lehrer lobt? (Vorgesetzte, Schüler, Eltern und Ausbilder sind offensichtlich ja nicht dafür zuständig).
Warum muss jeder Lehrer seine Materialien selbst erstellen? Warum wird sowas nicht zentral bereitgestellt?
Warum gibt es noch kein Konzept für E-Learning? Wollen wir auch diese Entwicklung völlig verschlafen?
Warum hat der Lehrerarbeitsplatz im Klassenraum keine vernünftigen Tische und Stühle? Soll zur Depression auch noch ein Rückenschaden dazukommen?
Warum werden die Räume nicht mit modernen Heizungen und Klimaanlagen ausgestattet? Wer soll sich das auf Dauer antun – oder sollen sich nur die zweitklassigen Akademiker für den Beruf entscheiden?
Warum bekommt ein Lehrer für IT keinen Dienstlaptop? Gibt es noch eine andere Berufsgruppe, die ihren Dienstrechner selber bezahlen muss?
Warum gibt es keinen Sekretariatsdienst für Lehrer? (Und gegen einen Dienstwagen hätte ich auch nichts).
Außerdem wünsche ich mir Bekleidungsrichtlinien für Lehrer und Körperpflegezwang für Schüler.
Zu Weihnachten habe ich schon einmal darüber nachgedacht, ob ich mir einen Klassensatz Teletak-Elektroschockhalsbänder wünschen soll, aber auch diese drastische Maßnahme – effektiv wäre sie – ist eigentlich unnötig. Es würde reichen, wenn die Kollegen mitspielen würden.
Bei mir gelten Regeln, die ich auch durchsetzte: Im Klassenraum keine Jacke oder Kopfbedeckung, kein Kaugummi. Es wird gerade auf dem Stuhl gesessen und weder Kopf noch Oberkörper auf dem Tisch abgelegt. Wer im Stehen spricht, hat keine Hände in den Taschen. Gesprochen wird in ganzen Sätzen. Und noch ein paar mehr.
Die Durchsetzung dieser Regeln ist möglich, erfordert aber unendlich viel Kraft und Geduld – und das alles nur, weil kaum ein Pauker mitzieht. Dabei wäre es deren verdammte Pflicht.
Wenn selbst ein Abteilungsleiter die Notwendigkeit eines Schuhputzes nicht einsieht und sich im Flur mit Flegeln unterhält (Jacke zu, Mütze auf, Hände im Bunker und Kaugummi im Mund) – wie soll ich mein Anliegen dem normalen Feld-Wald-Und-Wiesenlehrer gegenüber begründen? Schön in diesen Zusammenhang ist, dass die Schüler schlagartig Haltung einnehmen, die Mützen herunterreißen und mich freundlich grüßen, wenn ich vorbeigehe. Manchmal wünsche ich mir einen Rückspiegel. Merkt der Kollege eigentlich nichts?
Wenn ich mit einem Kollegen der Marke „Laumann“ über den Schulhof gehe, grüßen die Schüler: mich. Ist der andere unsichtbar oder wird er nicht ernstgenommen? Also: Ich kann ihn sehen.
Manchmal gehe ich für unsere Sekretärin in eine andere Klasse um z.B. eine Raumänderung anzusagen. In der Regel ändert sich die Körperhaltung und der Bekleidungszustand der Schüler schlagartig, wenn ich den Raum betrete. Merken die unterrichtenden Kollegen so etwas nicht?
Warum eigentlich denken meine lieben, studierten Pädagogen, dass laissez-faire eine besondere pädagogische Qualität ist? (Und warum sind sie dann sauer über Anwesenheitsquoten bei 60-70% und einen Lärmpegel, der einem startenden Flugzeug vom Typ A340 entspricht?)
Wegen meiner korrekten Kleidung werde ich von Schulfremden oft gefragt, ob ich der Schulleiter sei. An den meisten Schulen wäre die angemessene Antwort: „Wenn Sie den Schulleiter suchen, dann müssen sie jemanden suchen, der wie ein Hausmeister aussieht“.
Neulich stand ich mit ein paar Schülern diskutierend im Flur. Ein Schüler kam dazu und lehnte sich an die Wand. Ich zog ihn sanft am Ärmel von der Wand weg. „Die Wand steht von alleine, außerdem ist Dein Vater nicht Maler“. „Wieso Maler?“ „Weil er dann die Wand, die Du gerade verschmutzen wolltest, wieder neu streichen könnte.“
Kurz darauf kam ein Kollege (Kordhose, Rauchfahne), gesellte sich hinzu und lehnte sich an die Wand. Der Schüler zog ihn sanft am Ärmel zurück und sagte: „Die Wand steht auch von alleine, außerdem ist Ihr Vater nicht Maler!“ Danke Danny!