Manche Menschen brauchen aus beruflichen Gründen ein großes Auto, weil sie regelmäßig etwas transportieren müssen. Andere brauchen für ihren Beruf ein Fahrzeug, das ein bestimmtes Image präsentiert. Dann gibt es Menschen, die mit ihrem Fahrzeug einem Hobby nachgehen. Diese Menschen werden im nachfolgenden Artikel nicht beschrieben!

Leider gibt es auch Menschen, bei denen der Verstand nicht aus- reicht, um ein eigenständiges Ego zu entwickeln. Diese brauchen dann einen Egoersatz aus Blech – damit er wirkt, muss er natürlich möglichst groß sein: Breit fahren, schmal denken.

Früher gab es „Geländewagen“. Diese Fahrzeuge waren robust und dazu geeignet, abseits von Straßen und Wegen voranzukommen. Solche Fahrzeuge werden noch heute gebaut, weil sie z.B. im Forstbetrieb benötigt werden. Parallel zu diesen sinvollen Fahrzeugen hat sich eine neue Fahrzeugklasse entwickelt, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist: die SUVs. Ein SUV ist ein Auto, dass so tut, als wäre es geländetauglich. Weil mann damit aber gar nichts ins Gelände will, sondern nur durch die Gegend protzen möchte, werden Attribute der Geländetauglichkeit gegendas genaue Gegenteil ausgetauscht. Statt des pflegeleichten und belastbaren Lackes gibt es Metalliclackierungen – damit ist schon einmal jede Fahrt ins Gelände streng verboten! Belastbare Felgen? Warum denn – ich will doch auf der Straße bleiben und Alufelgen sehen doch viel besser aus. Das Ergebnis: ein PS-strotzendes Allradmonster kann aufgrund seiner Max-Peinlich-Felgen keinen Kantstein mehr hochfahren.

Alles, was diese Parkflächenvernichtungsmonster noch mit gelän- degängigen Nutzfahrzeugen gemeinsam haben, sind die stadtungeeigneten Abmessungen und der Kraftstoffverbrauch.

Da dies für manchen Protzer zu teuer wird, wird der Stahlpenis „aufgelastet“, schade, dass eine Gemächtverlängerung nicht genauso einfach ist. Eine Auflastung bedeutet, dass das Fahrzeug als LKW zugelassen werden kann. Schlagartig sinkt die KFZ-Steuer und der Adelige aus der Familie „von Protz“ zahlt für seine Umweltsau weniger Steuern als der Fahrer eines ökologisch korrekten Kleinwagens.

Wie ist der große Erfolg der SUV zu erklären? Die Nutzer solcher Fahrzeuge haben in der Vergangenheit möglichst große Limousi- nen gefahren – ebenfalls um den Nachbarn zu beeindrucken. Jetzt werden die Luxusfahrzeuge leider älter und sind deshalb nicht mehr für repräsentative Zwecke geeignet. Aufgrund der steigenden Unterhalts- und der gewaltigen Kraftstoffkosten sind für die Gebrauchtdinosaurier keine hohen Preise mehr zu erzielen. Jetzt gehen die Fahrzeuge an andere präsentationsgeile Penisvergrößerer- Bedürftige mit kleinem Geldbeutel. Diese rüsten dann übergroße Stereoanlagen nach und beschallen die Straßen mit monotonem Bumm-Bumm-Lärm. Dann werden die Karren noch tiefergelegt. Dazu gehört dann noch ein dickes Goldkettchen. Diese Fahrer wird der Leser sicher aus eigener Beobachtung kennen.

Diese Klientel als Letztbenutzer ist allerdings nicht geeignet, das Image von Marke und Fahrzeugklasse zu verbessern. Das haben die Hersteller erkannt und schnell eine neue Klasse erschaffen – der Erfolg gibt ihnen recht. Spätestens wenn die SUVs alt genug sind, dass die Gebrauchtpreise auch für die Vollproleten erschwinglich werden, werden die Hersteller sich wieder etwas Neues ausdenken müssen.

Liebe SUV-Fahrer, macht euch, der Umwelt und den anderen Straßennutzern doch einmal ein großes Geschenk: Geht endlich zum Arzt und lasst euch Viagra verschreiben. Das ist nur beim ersten Mal peinlich, danach kennt der Arzt euer Problem und gibt euch das Rezept auch ohne neue Erklärung. Eure Frau wäre wieder zufrieden und müßte nicht mehr so viele Schuhe kaufen und ihr würdet endlich wieder einen Parkplatz bekommen.

Bei den Uraltfahrern von SUV gibt es allerdings einen tatsächlichen Nutzen. Wenn die Sehkraft und die Reaktionen nachlassen ist es eindeutig besser, das Verletzungsrisiko bei Unfällen auf die jüngeren abzuwälzen. Wann kommt endlich der verpflichtende Sehtest für autofahrende Senioren? Die KFZ-Lobby wird es zu verhindern wissen!

Natürlich gibt es auch andere Schwanzprothesen. Häufig tragen sie das Stuttgarter Stadtwappen auf der Haube. Merke: wer mit fast 40 Lebensjahren noch bei Muttern lebt, kann sich mit mäßigem Gehalt sogar einen Porsche und eine Mitgliedschaft im Golfclub leisten. Allerdings müssen die Fahrten des täglichen Bedarfs dann mit den Öffis oder einem möglichst preiswerten Kleinwagen erfolgen – die Kraftstoffrechnung frisst einen sonst mit Haut und Haaren. Hauptsache, das Edelblech steht vor der Tür und stärkt das Ego. Die Stärkung der Potenz kann hier nicht im Vordergrund stehen – wer will seine Flamme schon nach Hause zu Muttern einladen?

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die hier beschriebenen Fahrzeugklassen überall herumstehen, nur vor ganz bestimmten Häusern nicht? Genau: da, wo Libido noch unverstärkt wirkt, stehen nur Gebrauchswagen vor der Tür – achtet bei der nächsten Vorbeifahrt an einem Swingerclub einfach einmal darauf. Um die Katholiken, SUV-Fahrer und alle anderen Spießer einmal kräftig zu verärgern, habe ich einen solchen am Ende hier verlinkt.

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