Ich bin ein Freund der kurzen Kommunikation. Noch mehr liebe ich das Nichtkommunizieren. Es gibt viele Menschen, mit denen ich nichtkommunizieren möchte: etwa 98% der Menschen, die mit mir kommunizieren wollen. Manche davon versuchen mir immer wieder das folgende Gespräch zum Kennenlernen aufzuzwingen:

Der aus der anderen Welt: „Wie hat der HSV abgeschnitten?“

Der BTFH: „Willst Du Wittkowski/Fischer wissen? Die haben in Bremerhaven gewonnen.“

Der aus der anderen Welt schaut entsprechend oder fragt „Hääää?“
Der BTFH: „Über welche Sportart reden wir?“
Der aus der anderen Welt: „Fussi natürlich“
Der BTFH: „Fussi? Ich kenne beim HSV Standard und Latein“.
Der aus der anderen Welt: „?“

Der BTFH: „Wir reden vom Tanzsport?“

Der aus der anderen Welt: „Nö, FUSSBALL!“

Der BTFH: „Habe ich schon einmal gesehen. Das ist doch der Sport, bei dem die Spieler auf den Rasen rotzen?“

Meistens ist das Gespäch beendet und die Zahl derer, die mich am Allerwertesten lecken möchten ist wieder inkrementiert. In C würde das so aussehen: inc(zahldererdiemichamallerwertestenlecken möchten); oder noch kürzer: –zahldererdiemichamallerwertestenlecken möchten;

Jetzt kommt die Frage aller Fragen: Wie kann ein Mann sich für Fußball interessieren? Bei Frauen kann ich es noch ansatzweise verstehen. Ist frau in der Partnerwahl eingeschränkt genug, so wird sie eher auf Körper und Geld Wert legen. Beides soll bei Bundesligaspielern ganz ordentlich sein. Hat frau Geist und sucht auch das dazu mental passende Gegenstück, werden schlecht gebildete Stotterer kaum interessant sein.

Was aber reizt einen heterosexuellen Mann daran, einer derart uninteressanten Veranstaltung beizuwohnen? Der Eintritt kostet viel Geld, und die Anreise in öffentlichen Verkehrmitteln wird durch eine hohe Anzahl gröhlender Alkoholkonsumenten zum Albtraum. Für das Entgeld sieht mann 22 (körperlich) erwachsene Männer, die einem Ball hinterherlaufen – obwohl sich jeder einen leisten könnte.

Es gibt keine gemischten „Teams“, sondern nur „Mannschaften“ – wie langweilig. Und die Mitglieder der Letzteren rotzen in kurzen Abständen auf den Rasen. Ich habe unlängst vermutet, dass es sich bei dem Auswurf um Gehirnmasse handelt – durch den fortschreitenden Abbau wäre die Qualität der Äußerungen in den Interviews erklärbar.

Was beim Fussball erschwerend hinzukommt: Die Zahl der Aktiven ist viel geringer als die Zahl der besserwissenden Zuschauer, und mit 30 gehört mann zum alten Eisen – also zu den Zuschauern.

Kurzer Vergleich mit dem Tanzsport: Zwei gepflegte Menschen (meistens unterschiedlichen Geschlechts), gut gekleidet, mit angemessenem Geist und guten Umgangsformen nehmen sich zärtlich in den Arm und bewegen sich rhythmisch miteinander. Es gibt sehr viel mehr Aktive im Verhältnis zu den Fans. Es gibt zahlreiche Disziplinen (Standard, Latein, Formation, Boogie-Woogie,…). Die ältesten aktiven Turniersportler sind nicht selten über 80. Die Verletzungsgefahr ist minimal und der Gewinn an körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit ist erheblich – Tanzen ist ein „hochkognitiver“ Sport. Übrigens haben Tänzer sehr viel mehr (öfter), länger und besseren Sex!

Wenn ein Tänzer mit Migrationshintergrund (oft Russisch) ein Interview in gibt, dann spricht er in der Regel ein besseres Deutsch als der in Deutschland aufgewachsene Fußballspieler – auch wenn er erst wenige Jahre hier ist.

Ich werde meine Gespräche also zukünftig so beginnen: „Weißt Du, mit welcher Dame XYZ bei der GLM SEN I gestartet ist?“ Ich habe fertig. Inc(x).

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